Verbreitungsgebiet: Europa bis Ural, Nordafrika
Übertragene Erreger: FSME (Viren), Anaplasma, Borrelia, Rickettsia, Francisella (alle Bakterien), Babesia (Einzeller)
Name: Der Gattungsnahme kommt von griechisch: ixodes = klebrig, der Artname leitet sich von lateinisch: ricinus = Ungeziefer ab; die äußere Form gleicht auch dem Samen des Rhizinus-Strauchs, daher wird die Art im engl. auch „castor been tick“ genannt.
Fundort: In der Wohnung nur auf der Haut des Menschen oder im Fell von Haustieren.
Auftreten: In Deutschland findet sich diese Art faktisch ganzjährig von der Tiefebene bis in alpine Bereiche, wobei sich im Frühjahr und im Herbst Populationshöhepunkte feststellen lassen. Da die Vermehrung im Freien stattfindet, wo sich diese augenlose Zecken vom Hautgeruch geleitet in Gräsern, Sträuchern auf vorbeistreifende Wirte fallen lassen, ist ihre Entwicklungsgeschwindigkeit temperatur- und luftfeuchteabhängig. Die optimalen Werte liegen bei 17-20°C und 80-95% Luft-feuchte, während Trockenheit zu Verlusten im Bestand führt. Daher findet sich die Art auch von Irland bis zum Ural und von Algerien und Marokko bis zum Iran. Weltweit wurden bisher etwa 250 Ixodes-Arten beschrieben.
Biologie und Merkmale: Mensch und Haustiere werden ausschließlich im Freien befallen, wo auch die Eiablage (500-5.000) erfolgt (=keine nennenswerte Vermehrung in Gebäuden). Die individuelle Entwicklung ist extrem temperaturabhängig und kann innerhalb von 178-2.700 Tagen erfolgen (in Deutschland 2-3 Jahre). Die Entwicklung der Larven in den Eiern dauert 20-43 Tage, dann dauert es noch einmal 9-22 Tage, bevor sie aktiv werden und Wirte suchen. Nach der nur 2-3 Tage dauernden Blutaufnahme fällt die sechsbeinige Larve auf den Boden und häutet sich, dann binnen 5-7 Wochen zur 8-beinigen Nymphe. Die vollgesogenen und wiederum vom Wirt abgefallenen Nymphen benötigen dann 10-18 Wochen, bis sie sich zum geschlechtsreifen Adult-Stadium gehäutet haben. Die Männchen werden bis 2,2-2,8 mm lang, ungesogene Weibchen 4,5 mm, die gesogenen Weibchen werden bis 1,5 cm lang; beide Geschlechter zeigen eine grau-rotbraune Färbung. Alle drei Stadien im Zeckenleben (außer den adulten Männchen) saugen jeweils nur einmal, die Larven für 2-3 Tage, die Nymphen 3-5 Tage, die Weibchen gar 5-14 Tage und fallen dann erst als erbsengroße Gebilde und durch starken Juckreiz auf. Die Eiablage erfolgt etwa 1-2 Monate nach dem Abfallen des Weibchens vom Wirt, wobei dieser Prozess etwa 1 Monat dauert und unter wärmendem, abgefallenen Blattwerk erfolgt. Danach stirbt das Weibchen. Das schwarz erscheinende Männchen, das während der Begattung dem Weibchen die die Spermien enthaltende Spermatophore in die Vagina einführt, stirbt häufig kurz danach. Blutaufnahmen erfolgen meist nur kurz, reichen aber für eine Erregerübertragung aus. Nach jedem Saugakt verlassen die Entwicklungsstadien die Wirte, zu denen in der Natur insbesondere Mäuse (Larven saugen vornehmlich hier), Vögel und alle Arten von Säugetieren gehören. Mäuse und Vögel schleppen die Zecken in Gärten ein.
Materialschäden: Keine
Erkrankungen des Menschen durch den Stich: Von besonderer Bedeutung sind Hautreaktionen. Während des mehrtägigen Saugens bleibt der Stich schmerzfrei (und die Zecke so oft unbemerkt). Nach der Entfernung der Zecke bildet sich an der Stichstelle oft eine Quaddel (mit starkem Juckreiz und zentralem Nekrosezentrum) als Folge der allergischen Reaktion auf den Zeckenspeichel. So können sog. Hyperkeratose (=Hautverdickungen und/oder Ulzerationen = Gewebeauflösungen) auftreten, die auch längere Zeit nach Abfall des jeweiligen Zeckenstadiums anhalten können. Nach Übertragung von Borrelien kann (muss aber nicht!) eine für Wochen bis Monate wandernde Hautrötung (Erythema chronicum migrans) entstehen. Dieses sog. Erythem (nur in max 70% der Fälle vorhanden) bereitet sich zunächst zentrifugal gleichmäßig um die Stichstelle aus. Der zentrale Bereich nimmt dann eine blassere Färbung an, der rote, oft tastbare Randsaum bleibt aber meist deutlich sichtbar. Dieses dann oft bis zu 15 cm im Durchmesser erreichende Erythem umwandert die betroffenen Extremitäten bzw. den Leib und zieht dabie auch (z.T. weit) von der Stichstelle weg. Bleibt bei der Entfernung der Zecke ihr Vorderende in der Haut stecken, so reagiert diese häufig durch Vorwölbung eines kleinen Granuloms (Knötchen).
(Quelle: Birgit & Heinz Mehlhorn - "Zecken auf dem Vormarsch")
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