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Rickettsiose – der leise Trittbrettfahrer

Definition:

Diese Gruppe von Erregern (Gattung Rickettsia) wurde nach dem amerikanischen Mikrobiologen Howard Taylor Ricketts (1871-1910) benannt, der den Erreger des Rocky-Mountains-Fleckfiebers (Rickettsia rickettsii) entdeckte und auch 1910 auf einer Expedition nach Mexiko an dieser Erkrankung im Alter von nur 39 Jahren verstarb.

Krankheitssymptome:

Die einheimischen Arten in Deutschland gehören wie die Mittelmeer-Anrainer-Art Rickettsia conorii zum Typ der Fleckfieber-Erreger. Diese Rickettsien leben und vermehren sich in den auskleidenden (=endothelialen) Zellen von Blutgefäßen häufig in/unter der Haut. Weil die befallenen Zellen zerstört werden, kommt es zu Blutungen, die auf der Haut als „Flecken“ erscheinen. Sucht man einen Stichkanal eines Insekts oder Zecke, so ist dieser natürlich nicht mehr vorhanden. Da ähnliche Blutungen gleichzeitig auch in inneren Organen entstehen, die zu Enzündungen führen, kann massiver Befall zu strakem Fieber und Organversagen führen und so auch den Tod nach sich ziehen. In Deutschland, der Schweiz und anderen nördlichen Europa-Ländern verliefen die berichteten Fälle meist asymptomatisch oder mit geringgradigen Symptomen. Allerdings wurden in Baden-Württemberg Rickettsien bei mehr als 9% der Ixodes-Zecken oder im Rheinland 20% der Dermacentor-Zecken nachgewiesen, so dass unentdeckte Infektionen sehr häufig sein dürften.

Die Rickettsien-Art R. Conorii fand sich bei den Untersuchungen in Deutschland (noch) nicht, allerdings ist dieser Erreger des sog. Boutonneuse- bzw. Mittelmeer-Fleckfiebers in den Anrainerstaaten des Mittelmeers häufig und löst auch signifikante Erkrankungen aus, die bei Urlaubern aus diesem Gebiet absolut Beachtung finden müssen. Den Namen „Boutonneuse-Fieber“ erhielt die Erkrankung wegen des Erscheinungsbildes der Stickstelle der Zecke. Es erscheint dort nämlich ein verhärteter blauer Fleck (Hämorrhagie: franzözisch – bouton = Knopf bzw. tâches bleues = blaue Flecken). Als wichtige Symptome treten nach einer Inkubationszeit von 6-7 Tagen Fleckungen der Haut und z.T. hohes Fieber auf. Verbreitet finden sich auch starke Gliederschmerzen. Die Fieber halten unbehandelt 3-4 Wochen an. Das nordamerikanische Fleckfieber, das durch Rickettsia rickettsii hervorgerufen wird, zeigt noch intensivere Symptome und kann zum Tode führen.

Erreger:

In Europa wurden beim Menschen eine ganze Reihe von Rickettsia-Arten beschrieben, z.B. Rickettsia sp., R. Helvetica, R. Slovako, R. Aeschlimannii (Südeuropa, Afrika), Rickettsia conorii, die alle zum zeckenübertragenen Subtyp der „Fleckfieber-Erkrankungen“ gehören, währden die von Läusen bzw. Flöhen übertragenen Rickettsien zum „Typhus-Typ“ der Rickettsiosen gerechnet werden. In Ost-Europa und in Sibirien findet sich zudem noch Rickettsia sibirica. Es handelt sich bei allen um obligat intrezelluläre Bakterien (stäbchen- bis kugelförmig).

Auftreten:

In Deutschland, vermutlich europaweit, obwohl es nur ganz wenige epidemiologische Studien gibt. Verwandte Arten (R. conorii, R. rickettsii, R. africae) finden sich in Anrainerländern des Mittelmeeres bzw. in Nordamerika und in Afrika.

Überträger:

In Deutschland und Europa ist Ixodes ricinus der wichtigste Vektor, für Rickettsia sp., während Rickettsia helvetica, Rickettsia slovaca und R. Sibirca von Dermacentor-Arten übertragen werden. Die Übertragung von R. Conorii durch Rhipicephalus sanguineus und anderen Rhipicephalus-Arten findet sich im Mittelmeerbereich, die von Rickettsia rickettsii in Nordamerika durch Dermacentor andersoni und D. variablis, Reservoirwirte der Erreger sind bei R. Conorii (Hunde und Nager), bei R. Rickettsii sind es Nager. Bei den europäischen Formen werden dagegen ausschließlich verschiedene Nager vermutet. Rickettsia africae wird von Amblyomma-Arten übertragen.

Übertragungsmodus:

Wegen der geringen Stabilität der Erreger außerhalb ihrer Wirtszellen sind direkte Übertragungen von Mensch zu Mensch faktisch ausgeschlossen, so dass der Weg ausschließlich über den Zeckenstich führt.

Meldepflicht: Nein

Diagnoseverfahren:

Nachweis der Erreger durch Blutuntersuchungen mit serologischen (auf antikörperbasierenden) oder PCR-Methoden (letztere weisen molekularbiologisch das Erbgut der Erreger (hier DNA) nach).

Therapie:

Tetrazykline sind die Mittel der Wahl, sie führen binnen 1-2 Tagen zu Fieberfreiheit, allerdings muss die Therapie noch 3-7 Tage fortgesetzt werden.

Vorbeugung:

Als Prophylaxe gegen eine Infektion mit Rickettsien bietet sich der Einsatz von Repellents gegen Zecken an, die aber sicher wirken müssen. Um den Import von R. Conorii mit Rhipicaphalus sanguineus-Zecken oder im Blut von sog. Import-Hunden, z.B. aus Spanien, zu verhindern, sollten Hunde mit Akariziden behandelt werden, und importierte Hunde müssen untersucht und ggf. antibiotisch behandelt werden.